Leben im Holzhaus

04/01/2020

Nachdem wir nun 6 Jahre in einem Holzhaus leben, haben wir hier schon einige Erfahrungen sammeln können. Ich bin kein Bauexperte, sondern schreibe nur aus meinen eigenen Erfahrungen und dem Wissen, das ich mir angeeignet habe.

Ich habe bereits auf meinem Youtube Kanal zwei Videos dazu gemacht. Dabei habe ich gemerkt, dass es doch für viele Menschen ein interessantes Thema ist. Daher fasse ich hier noch einmal alles Zusammen.

Unser Holzhaus ist im hier üblichen wallachischen Stil gebaut, wenn man mal von dem Anbau absieht. Das Haus hat ca. 75qm Wohnfläche.

Da wir auch eine Patchwork Familie sind, leben hier meine Frau, 1 bis 3 Kinder und ich. Zwei Kinder sind aus der ersten Ehe meiner Frau. Sie wohnen nicht ständig hier. Das jüngste Kind ist unser gemeinsames Kind.

Dennoch haben wir genug Platz und im Obergeschoss mit 3 kleinen Zimmern auch genug Rückzugsmöglichkeiten für jeden.

Die Frage, ob ich mich in Zukunft wieder für ein Holzhaus entscheiden würde, kann ich klar mit einem Ja beantworten. Das Holz im Innenraum mach einfach ein tolles Wohlfühlklima - allein schon durch die Optik.

Wir haben das Haus im Rohbau gekauft. Das tolle ist, dass die Blockbohlen vom Vorbesitzer von Bäumen aus dem eigenen Wald geschnitten sind. Der Wald befindet sich direkt um das Haus herum. Zum Sägen der Blockbohlen wurde einmal ein mobiles Sägewerk bestellt, und die Balken ein paar Jahre zum Trocknen gelagert.

Daraus resultiert eine gute Umweltbilanz. Ein großer Teil des Materials kommt aus dem angrenzenden Wald und nicht von weit weg per LKW.

Im Holz ist das CO2, das der Baum über seine Lebenszeit gespeichert hat, gebunden. Und wo der Baum gefällt wurde, wächst wieder ein neuer Baum der ebenfalls wieder CO2 speichert.

Das Holz für den Innenausbau haben wir vom Sägewerk im Ort. In unserer Gegend hier gibt es viele Wälder und daher auch viel Forstwirtschaft und regionales Holz.

Eine Baufirma zu finden, hat sich Anfangs auch als sehr schwierig herausgestellt. Natürlich vor allem wegen der erschwerten Zufahrt auf unseren Berg mit dem steilen Forstweg.

Nach langer Suche haben wir eine Baufirma direkt im Ort gefunden. Das Material wurde dann vor dem Winter mit einen alten Militär-LKW auf den Berg gebracht. Direkt noch im Winter haben die Arbeiten angefangen. Die Arbeiter sind anfangs zu Fuß oder später, nachdem der Schnee weg war, auch mit einem alten Geländewagen zum Haus gekommen.

Holz ist von Haus aus eine guter Wärmeisolator. Trotzdem haben wir bei uns die Wände noch zusätzlich mit Steinwolle gedämmt. Das kommt daher, dass der gemauerte Sockel sehr breit war, was einen Innenaufbau der Wände noch nötig gemacht hat.

Bei den ganz traditionellen Holzhäuser hier bestehen die Wände nur aus den Blockbohlen ohne zusätzliche Isolierung.

Im oberen Stockwerk wurde auch mit Steinwolle isoliert, dazu eine Dampfsperre angebracht und mit Holz bzw. teilweise auch mit Fermacell verkleidet. Die Fermacell-Platten wurden dann weiß verputzt.

Sicher gibt es da auch moderne und natürlichere Dämmstoffe. Doch wir waren nach langer Suche nach einer Baufirma froh, überhaupt jemand gefunden zu haben. Und kleine Handwerksbetriebe hier bevorzugen dann die klassischen Baustoffe.

Holz als Naturmaterial arbeitet und bewegt sich. Im Sommer und Winter sind die Fugen von dem Holzfußboden unterschiedlich groß. Natürlich noch im geringen Maß, aber wenn man darauf achtet, sieht man es. Und wo das Fermacell nicht gut verputzt ist, gibt es auch kleine Risse. Aber nichts dramatisches.

Durch diese Flexibilität ist ein Holzhaus auch teilweise Erdbebensicher. Aber von Erdbeben sind wir hier zum Glück nicht betroffen.

Bei starken Windböen, wie es im Herbst ja oft vorkommt, merke ich im oberen Stockwerk allerdings schon manchmal, wie sich das Haus nur minimal bewegt, aber man spürt es leicht.

Ein Holzhaus ist auch schneller gebaut. Sobald die Balken etc. einmal getrocknet sind, kann das Haus direkt auf die Bodenplatte gebaut werden. Man muss keine Trocknungszeiten abwarten wie bei gemauerten Häusern - von der Bodenplatte und später dem Estrich einmal abgesehen.

Trotzdem setzt sich das Holz natürlich noch. Wir haben auch gesehen was passiert, wenn das nicht beachtet wird. Im Innenraum wurde eine Trockenwand für das Badezimmer eingezogen bis direkt unter einen Balken. Nachdem sich das Holz gesetzt hat, ist der Balken auf der Trockenmauer aufgesetzt. Daraufhin habe ich einfach ein Stück von der Mauer entfernt. Es hat dann einige Zeit gedauert, bis sich der Balken wieder gesetzt hat. Es gab oft ein sehr lautes Knacksen.

Da Holzhäuser auch leichter als gemauerte Häuser sind, haben sie auch einen Vorteil bei schwierigen Bodenverhältnissen bzw. sind die Ansprüche an die Bodenplatte wohl auch geringer.

Die Fassade benötigt natürlich auch mehr Pflege. Bis jetzt habe ich erst einmal die Südseide vom Haus sowie auch die Holzfenster neu gestrichen.

Durch den hohen Sockel und großen Dachüberstände ist das Holz aber gut geschützt. So braucht nur die Wetterseite mehr Pflege.

Alles in allem wohnen wir gerne in unserem kleinen urig gemütlichen Holzhaus. Und im Winter gibt unser Kachelofen die richtige Wärme.

Michi Kranz  Personal Blog  eMail: germaninczech@gmail.com
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